"Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig

Szenische Lesung am Theater Freiburg

Fassung: Inda Buschmann, Angela Osthoff

Im Rahmen von »Eurotopia«

„Ach, wir liebten alle unsere Zeit, die uns auf ihren Flügeln trug, wir liebten Europa!“ Der ungetrübte Optimismus, der um die Jahrhundertwende mit Europa verknüpft war, flackert in der Welt von Gestern noch einmal auf: Reisefreiheit, kultureller Austausch, technischer Fortschritt, individuelle Entfaltung. Doch über diesen Glanz legt sich rasch ein Schatten, die Hoffnungen werden bitter enttäuscht, der Kampf um eine „geistige Bruderschaft“ jenseits eines engstirnigen Nationalismus scheitert, die „Sonne“ Europa verschwindet spätestens mit der Machtübernahme Hitlers am Horizont.  

Stefan Zweig, Intellektueller und Kosmopolit war ein Symbol nicht nur für das ‚alte Österreich‘, sondern für das ‚alte Europa‘. Als Jude und Pazifist, Humanist und Weltbürger warb er mit elitär-kulturellen Akzentuierung für die Idee einer europäischen Gemeinschaft, an der er schließlich verzweifelte und zugrunde ging: „So gehöre ich nirgends mehr hin, überall Fremder und bestenfalls Gast; auch die eigentliche Heimat, die mein Herz sich erwählt, Europa, ist mir verloren, seit es sich zum zweiten Mal selbstmörderisch zerfleischte im Bruderkriege.“ Diesen düstern Worten Zweigs entsprechend bemerkte der Publizist Joseph Brainin im April 1942 kurz nach dem Selbstmord des Literaten: „Die Tragik Stefan Zweigs war sein authentisches aber unheilbares Europäertum.“ 

Die Welt von Gestern ist keine zuverlässige Quelle im Sinne der historischen „Wahrheit“, es ist die zweifelhafte Lebensgeschichte Stefan Zweigs, eine ästhetische Stellungnahme und stilisierte Gesamtdarstellung der bürgerlichen Generation um die Jahrhundertwende, deren „erasmisches Bewusstsein“ gerade heute einer neuen Befragung lohnt. 

 

Szenische Einrichtung: Inda Buschmann
Dramaturgie: Angela Osthoff
Spiel: Hennes Haller

Stimme: Victor Calero

 

Premiere Februar 2017